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AUSLAND

Bedrängte Favoriten

Endlich kommt Stimmung auf: Beim Rennen um die Nachfolge von Bill Clinton holen bisher unbedeutende Herausforderer auf.

Von Erik Nolmans

Es war eine Woche nach dem Geschmack der Amerikaner. Nachdem das Rennen um die US-Präsidentschaft wie längst entschieden ausgesehen hatte, kam in den letzten Tagen plötzlich Wahlkampffieber auf.
Da war der langjährige Senator und ehemalige Basketballstar Bill Bradley, 56: Wie damals in den Siebzigerjahren mit den New York Knicks, wenn er, den Basketball unter seinen Händen, tänzelnd vor dem Korb aufgetaucht war, rief Bradley auch jetzt bei seinen Gegnern gleichzeitig Bewunderung und Angst hervor.
Bill Bradley will für die Demokraten im nächsten Herbst ins Rennen um die US-Präsidentschaft gehen. Bisher war die Rolle klar dem heutigen Vizepräsidenten Al Gore zugeteilt. Doch jüngste Meinungsumfragen zeigen, dass der Exsportler Bradley den Clinton-Vize in gewissen Staaten bereits überholt hat. In New Hampshire, wo im Februar 2000 die ersten Vorwahlen stattfinden, zeigten Wählerumfragen, dass 44 Prozent der demokratischen Wählerschaft Bradley zu ihrem Kandidaten küren wollen – nur 41 Prozent sprachen sich für Gore aus.
Süffisant belegte Bradley zudem, dass er in den letzten drei Monaten mit 10,05 Millionen Franken mehr Geld bei den Demokraten für seine Wahl sammeln konnte als Gore mit 9,75 Millionen. Mit insgesamt 27,6 Millionen gesammelten Wahlkampfspenden nähert sich der Herausforderer Al Gores 36 Millionen an.
Der Vizepräsident – ohnehin als farblos und unspontan geltend – wurde noch verkrampfter. Nervös rief er letzte Woche Hals über Kopf eine Pressekonferenz ein und verkündete, er verlege sein Wahlkampfzentrum vom abgehobenen Washington ins heimatlich-erdverbundene Tennessee. Peinlich war an dem Anlass nicht nur, dass er dabei mehrmals die Mikrofone verwechselte, sondern dass er damit genau den Rat befolgte, den ihm sein Mentor Bill Clinton schon vor langem gegeben hatte – den Ratschlag hatte Gore, der sich von seinem skandalbelasteten Chef lösen will, bisher ignoriert. Doch nicht nur bei den Demokraten herrschte in den letzten Tagen Nervosität. Auch bei den Republikanern kam plötzlich Stimmung auf. Im Lager der Clinton-Herausforderer hatte ebenfalls vieles geregelt ausgesehen: Präsidentensohn und Gouverneur George W. Bush hatte in den letzten Monaten alle parteiinternen Gegner dermassen deutlich abgehängt, dass er als Vertreter seiner Partei im Rennen um die US-Präsidentschaft schon so gut wie gesetzt war.
Ebenso deutlich war – das zeigten seit Wochen ausnahmslos alle Meinungsumfragen –, dass dann bei den Wahlen im November 2000 Bush klar gegen Gore gewinnen würde. Der nächste US-Präsident schien bereits bestimmt.
Doch nun droht Bush plötzlich an zwei Fronten Stimmen zu verlieren. Der republikanische Haudegen Pat Buchanan liebäugelt mit dem Gedanken, die republikanische Partei zu verlassen und zur kleinen, Mitte der Neunzigerjahre von Ross Perot gegründeten Reformpartei zu wechseln. Dort sammeln sich viele Protestwähler. Politische Beobachter gehen davon aus, dass Buchanan als Kandidat der Reformpartei der republikanischen Partei am rechten Rand viele Stimmen nehmen könnte. Deshalb bekniet Bush seinen Noch-Parteikollegen Buchanan derzeit mit dem Hinweis, eine Spaltung der republikanischen Wählermasse nütze nur den Demokraten. «Ich brauche jede Stimme, die ich kriegen kann», sagt Bush.
Das klang weniger selbstsicher als noch vor wenigen Wochen. Auch sonst scheint der bisher zur Arroganz neigende Bush plötzlich Zweifel zu zeigen. Bisher war der Texaner sich zu gut, die Namen seiner demokratischen Herausforderer auch nur zu erwähnen. Diese Regel fiel letzte Woche. «Ich denke, Vizepräsident Gore täte gut daran, sich mit Bill Bradley auseinander zu setzen», fühlte er sich zum Ratschlag berufen.
Wenn der Aufschwung von Bradley bei den Demokraten anhält und er Gore tatsächlich verdrängen kann, wird es auch bei den Republikanern ungemütlich: Mit Bill Bradley hätten jene Wähler, die, ermüdet von acht Jahren Clinton, auch von dessen Vize Gore nichts wissen wollen, neben Bush eine neue Alternative.
Bradley hat sich zudem bei heiklen Politthemen schon klar positioniert: Er ist für das Recht auf Abtreibung, für die Rechte von Minderheiten und Schwulen, für gross angelegte Sozialprogramme in der Gesundheitsversicherung und gegen die laschen Waffengesetze. Damit kann er Bush, der viele verschwommene Aussagen präsentierte, offen herausfordern.
Dass Bush nun an zwei Seiten verlieren könnte – rechts aussen an Buchanan, in der Mitte an Bradley –, stimmt zudem die bereits abgeschriebenen, anderen republikanischen Präsidentschaftsanwärter wie Elizabeth Dole, Steve Forbes oder John McCain froh. Denn Meinungsumfragen zeigen, dass die meisten Republikaner Bush nur vorziehen, weil er bislang die besten Gewinnchancen bei den Präsidentschaftswahlen im November nächsten Jahres hat. Bröckelt das Sieger-Image, könnten die Meinungen und Ansichten der Kandidaten wieder wichtiger werden – und da haben Dole oder Forbes ausgeprägtere Profile vorzuweisen.
Das Rennen ist auf beiden Seiten des politischen Spektrums wieder offen geworden. Eigentlich hat es erst jetzt richtig begonnen. Noch im Oktober ist mit Gore gegen Bradley der erste der traditionellen TV-Schaukämpfe geplant – so früh wie selten in einem Wahlkampf.

 

Ronald Reagan
Expräsident zum Helden stilisiert

Der 88-jährige, senile Greis liebt es, stundenlang Blätter aus dem Pool zu sieben. Freundliche Männer vom Geheimdienst sorgen dafür, dass immer genügend neues Laub in den Garten gestreut wird. Der Greis ist Ronald Reagan. Er war von 1980 bis 1988 Präsident der USA. Die Passage mit dem Laub beschreibt Starautor Edmund Morris in der neuen Reagan-Biografie «Dutch».

«Der Beste seit Roosevelt»
Auch wenn Morris in mehreren Passagen durchaus kritisch mit Reagan umgeht, so ist die Grundaussage seiner Biografie doch klar: Reagan war einer der grossartigsten Führer der freien Welt. Er hat die Sowjetunion als Reich des Bösen bezeichnet und durch seine klare moralische Haltung den Untergang der UdSSR mitbewirkt. Er hat die US-Wirtschaft liberalisiert und den Pioniergeist neu belebt. Die Biografie stimmt ein in einen Chor von Lobliedern auf Reagan. Für New Yorks republikanischen Bürgermeister Rudy Giuliani etwa war Reagan «der beste Präsident seit Franklin D. Roosevelt».

Vergessene Skandale
Zehn Jahre Abstand haben anscheinend genügt, aus der einst umstrittenen Figur Reagan einen Helden zu machen. Vergessen sind Skandale wie die Iran-Contra-Affäre. Vergessen auch, wie der erste Schauspieler auf dem US-Präsidentensitz verhöhnt wurde. Möglicherweise ist das Lob Ansporn für andere Hollywood-Stars. Schauspieler Warren Beatty etwa liebäugelt mit einer Präsidentschaftskandidatur.