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Der Volkszorn

Warum Osttimor unabhängig werden soll, versteht die indonesische Bevölkerung nicht.

Von Jutta Lietsch

Hendro Sumamo ist noch immer überrascht. Dass fast vier Fünftel aller Osttimoresen für die Unabhängigkeit von Indonesien gestimmt haben, hatte der 72-jährige Kriegsveteran nicht erwartet. Aber Hendro Sumamo hat eine Erklärung: «Die Leute dort sind ungebildet. Sie hatten Angst vor der Uno. Deren Mitarbeiter haben sie gezwungen, gegen Indonesien zu stimmen.» Hendro Sumamo hat 1977 fünf Monate lang in Osttimor gegen die Unabhängigkeitsbewegung Fretilin gekämpft. Bei einem Angriff verlor er ein Auge.
Heute sitzt er neben Gleichgesinnten auf dem Sofa in der hübschen Seroja-Siedlung von Jakarta, die für die Witwen, Waisen und Invaliden aus dem 24-jährigen Kampf gegen den osttimoresischen Widerstand gebaut wurde. Wenn die indonesische Armee das Referendum über die Zukunft Osttimors Ende August organisiert hätte, da ist er ganz sicher, «dann wäre es anders ausgegangen».
Jakarta ist fassungslos, wütend und gekränkt über die Tragödie in Osttimor. Doch während das Entsetzen im Ausland über die Massaker in Schulen und Kirchen, über brennende Dörfer und das Elend von fast 400 000 Flüchtlingen wächst, reagieren viele Bewohner in der Hauptstadt voller Abwehr. Es sind keineswegs nur Osttimor-Veteranen, die glauben wollen, dass die Berichte über die Gewalt in der Region «übertrieben» sind.
Auch Studenten und Kommentatoren finden verständlich, was ihnen Armeechef Wiranto und viele Politiker in den letzten Tagen vorgebetet haben: Dass die pro-indonesischen Milizen, die Osttimor nun terrorisieren, «enttäuscht» und «emotional» reagieren, weil sie beim Referendum verloren haben.
Niemand könne ernsthaft erwarten, dass Soldaten oder Polizisten gegen die Banden vorgehen, sagt man in Jakarta. «Viele dieser Leute bemalen ihr Gesicht in den Farben der indonesischen Flagge», argumentiert Präsidentenberaterin Dewi Fortuna Anwar. «Man kann sich vorstellen, dass es für die Militärs eine psychologische Belastung ist, wenn sie sich diesen Leuten nun in den Weg stellen oder sie sogar erschiessen sollen. Schliesslich haben sie in den vergangenen 23 Jahren mit ihnen zusammengearbeitet, neben ihnen gegessen und geschlafen.»
Zu «diesen Leuten», den Milizen, zählt der schillernde und skrupellose 27-jährige Eurico Guterres. Er leitet die berüchtigte Aitarak, die Dornen-Miliz, die Osttimors Hauptstadt Dili inzwischen in einen Ort des Todes und der Zerstörung verwandelt hat. Unbehelligt fliegt er in der Business-Class zwischen Timor und Jakarta hin und her und gibt Interviews, in denen er ankündigt, Osttimor bis zum letzten Tropfen Blut zu verteidigen – oder zumindest zu spalten. Bei Armeekommandanten und Bezirksregenten geht Guterres ein und aus.
Wie seine Aitarak-Miliz wurden die meisten des guten Dutzends paramilitärischer Gruppen im Frühjahr dieses Jahres gegründet, als Präsident B. J. Habibie Osttimor erstmals die Unabhängigkeit in Aussicht stellte. Längst ist dokumentiert, was Präsidentenberaterin Anwar andeutet: Die Milizen entstanden nicht spontan. Schon in der Vergangenheit hat die Armee Spitzel und «Partisanen» angeheuert, die von Sondereinheiten trainiert, geleitet und bewaffnet wurden. Die Milizen rekrutieren sich aus Angehörigen der rund 6000 osttimoresischen Soldaten und Beamten, die im Dienste Jakartas stehen – aber auch aus Arbeitslosen und kriminellen Gangs aus Ost- und Westtimor. Für Veteran Hendro Sumamo tragen nicht die Milizen oder die Armee die Schuld an den Verbrechen in Osttimor. Präsident Habibie sei schuld: «Dieses Referendum war allein seine Idee.»

 

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